KBYC

Die Geschichte zur Geschichte ...oder wie der KBYC entstanden ist

Vortrag von Uli Eichstaedt auf dem Sommerfest zum 25. Club - Jubiläum am 19. August 2000

Verehrte Gäste, liebe kurfürstlichen Schwestern und Brüder,

Ihr wolltet doch schon immer einmal wissen, wie und warum es zu dem Namen unseres Clubs kam.

Kurfürstlich - Brandenburgischer Yacht Club 1975 e.V.

Bei Ulla war es, bei Ulla im Havelidyll fing alles an. In dieser kleinen Bude, einer unscheinbaren Kneipe an der Scharfen Lanke, traf sich von Zeit zu Zeit eine besondere Spezies von Seglern, die ein frisch gezapftes Berliner Kindl zu schätzen wussten und immer wieder die Spezialität des Hauses bestellten und vertilgten: Brathering mit einer Riesenportion Bratkartoffeln. Das wichtigste an dieser Kneipe war nicht Ulla, auch nicht der Brathering, sondern der Kanonenofen, der die durchfrosteten Jollensegler wieder zum Leben erweckte. Denn es war kalt, und wir schrieben den Winter 1974 / 75. Vornehmlich die Lasersegler ließen es sich nicht nehmen, bei Eis und Schnee auf der Havel zu segeln.
Winterwetterbedingte Ablegemanöver bürgerten sich ein:
Man schubberte mit dem Laser - Schwert und Ruderblatt hochgeholt - die vereiste Bootsschleppe der Marina Lankewerft hinunter, holte die Schoten dicht und stach in die eisschollentreibende Havel.
Bei Jollenseglern mit Vorschoter gab es ganz neue Kommandos:
Klar zur Wende?  Ist klar!  Klar bei Luvbein? (der Vorschoter musste ein Bein aussenbords hängen) Ist klar bei Luvbein!  OK, tritt weg Eisscholle - Re!
Inoffizielle Regatten wurden gefahren, gefeiert wurde stets wie nach offiziellen Regatten. Da einige Segler in den unterschiedlichsten Vereinen waren andere wiederum keinem Club angehörten, wurde die Idee geboren, dass aus dieser fidelen Truppe ein Segelverein werden könnte. Doch gab es ein heftiges Für und Wider mit hitzigen Diskussionen.
Es kristallisierte sich heraus, dass keiner so recht einer herkömmlichen Vereinsmeierei hold war. Aber, so schlug einer vor, könnten wir uns doch von den anderen Segelvereinen unterscheiden, wenn wir zum Beispiel unserem Club einen besonderen Namen geben. Also nicht „Segelkameradschaft Unterhavel“ oder „Regattaverein Havelidyll“. Nein es sollte schon etwas besseres sein.
Die wildesten Vorschläge kamen: Kaiserlicher Yachtclub, Königlicher Yachtclub und weitere Clubnamen mit Potentatengeränkel. Wir beschlossen bei Berliner Kindl und Malteser: Unser Club heißt
“Kurfürstlich Brandenburgischer Yacht Club Berlin.“
Es meldeten sich sofort einige furchtlose Segler und erklärten sich bereit, die nach BGB erforderliche Mannschaft zu stellen, um als Verein in das Vereinsregister eingetragen zu werden.
Erster Vorsitzender wollte gerne Lutz Burmester sein. Verdientermaßen, denn er hatte sich sehr für die Gründung unseres Clubs eingesetzt. Er war gebürtig aus Lübeck und legte wert darauf kundzutun, dass sein Vater der Erfinder der Fisch – Entgrätungsmaschine für den Strander Butt sei. In seiner Freizeit segelte er einen Tornado, während seiner Arbeitszeit ließ er Conger-Jollen segeln, denn er war der Leiter der Yachtschule Kaufmann. Ich glaube auf seiner Visitenkarte stand: Dozent für Segeltrimm und Regattataktik.
Horst Hartung, ein Freund von Lutz, erkannte schnell, dass er eine Stütze für den 1.Vorsitzenden sein könnte oder sein werden muss. Horst übernahm den 2.Vorsitzenden. Wir waren hierüber erleichtert, denn Horst, der etwas ältere von uns, gab uns die Gewissheit, dass er mit seiner Persönlichkeit und seiner Integrität die Repräsentationsaufgaben sicherlich gut meistern würde.
Heiner Bergmann meldete sich und beanspruchte spontan die Position des Hafenwarts, da wir ohnehin keinen Hafen hatten und somit nichts zu tun war.
Jürgen - Dieter Laue bezeichnete sich als Vergnügungs- und Belustigungswart, was ohne Zweifel seinem Naturell entsprach.
Seinen Job hätte er bestimmt gut gemacht, wir verloren ihn allzu früh durch einen tragischen Verkehrsunfall.
Klaus Rychlowski, wir nannten ihn schon immer „Kläuschen“, reklamierte für sich die Stellung als Kassenwart, da er vorgab schreiben und rechnen zu können.
Hans – Jürgen Plöhn war der schnellste FD – Segler auf der Havel, und nach dem wir ihn zum Chefphysiker des Clubs ernannt hatten, bekam er das Amt des Takelmeisters.
Robert Schmidt musste das Amt des Schriftwarts übernehmen, da er als Jurist mit der Aufgabe betraut werden sollte, die Vereinsgründung vorzunehmen und vor allem dafür zu sorgen, dass unser Clubname auch beim Amtsgericht Charlottenburg eingetragen wird.
Alle sieben Gründungsmitglieder haben am 09.02.1975 eine Unterschrift unter den brandenburgischen Adler mit dem liegenden Kreuz im Rücken geleistet. Bereits am 10. März konnten wir uns von der Arbeit unseres Schriftwarts Robert überzeugen: Wir wurden nicht eingetragen!
Vielmehr wurden wir aufgefordert mitzuteilen, warum wir diesen Vereinsnamen gewählt haben.
Ja, so genau wussten wir das auch nicht, aber es kam die große Stunde unseres Schriftwarts. Er recherchierte in Geschichtsbüchern und Archiven und siehe da, die brandenburgischen Kurfürsten hatten viele, wunderschöne Schiffe und verfügten über eine beachtliche Handels- und Kriegsflotte. Ich zitiere aus dem Antwortschreiben von Robert an das Gericht:
„Bekanntlich hatte der große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg nicht nur den Aufbau einer brandenburgischen Handelsflotte mit großem Nachdruck gefördert, sondern auch als erster Herrscher des mittel- und norddeutschen Raumes eine Kriegsflotte gegründet, die im Rahmen seiner weitgreifenden Handels- und Kolonialinteressen u.a. sogar gegen die Schiffe der großen Seemacht Spanien – wenn auch mit bedauernswerterweise recht bescheidenem Erfolg – eingesetzt worden ist.
Diese besondere maritime Tradition Brandenburgs, die zu pflegen und wieder zu beleben der Verein sich zum Ziel gesetzt hat, sollte bereits im Vereinsnamen anklingen.“ – Zitat Ende.
Dieses Schreiben hat bedauernswerterweise nichts genutzt – Wir wurden wieder nicht eingetragen!
Die Begründung des Amtsgerichts Charlottenburg, ich zitiere: “Der in §1 bestimmte Vereinsname ist geeignet, über die Verhältnisse des Vereins Täuschungen hervorzurufen. Die Allgemeinheit muss durch den Zusatz ‚Kurfürstlich Brandenburgisch‘ den Eindruck gewinnen, dass es sich hier um eine schon seit der Zeit des ehemaligen Kurfürstentums Brandenburg bestehende Vereinigung handelt.“ -.Zitat Ende.
Nun sahen wir im Sinne des Wortes – alt aus.
So wollten wir uns aber nicht abspeisen lassen. Es wurde eine mündliche Verhandlung bei Gericht anberaumt. Folgender Dialog soll dann zwischen dem Richter und Robert stattgefunden haben:
Richter: „Antragsteller was haben Sie denn noch vorzutragen?“
Robert schießt sofort los, geschichtlich nun bis an die Zähne bewaffnet:

“Herr Richter, die Kurfürsten haben nicht nur gegen die Spanier gekämpft, sondern auch gegen die Schweden. Bis nach Afrika sind sie gesegelt, haben dort an der Küste von Guinea nahe bei Cabo tres Punta die Festung Friedrichsburg errichtet; und dann haben sie mit Sklaven gehandelt. In Havelberg war die kurfürstliche Werft wo allein 15 Schiffe gebaut wurden.
Darüber hinaus hat der Kurfürst noch von dem Niederländer Raule Schiffe gemietet:

-          Die Fregatte ‚Friedrich Wilhelm‘ mit 40 Kanonen
-          Die ‚Dorothea‘ mit 30 Kanonen, auch eine Fregatte
-          Die ‚Chur Prinz‘ mit 24 Kanonen
-          Die ‚Berlin‘
-          Und die Schaluppe ‚Salamander‘“

Da unterbricht der Richter und fragt Robert: „Sagen se‘ mal, junger Mann, wie viele Schiffe komm da noch?“
Robert: „Herr Richter, noch 27!“
Richter: „Antragsteller, lassen sie es gut sein. Sie haben mich ein wenig überzeugt, aber ich sehe immer noch keinen Zusammenhang zwischen ihrem Verein und den kurfürstlich brandenburgischen Ereignissen. Den Täuschungseffekt räumen sie mit ihrem Vortrag nicht aus.“
Robert: „Ich schlage Ihnen vor, um die Bevölkerung vor einer möglichen Täuschung zu schützen, ergänzen wir doch den zur Rede stehenden Vereinsnamen mit dem Zusatz „1975“ und fangen mit der kurfürstlichen Flotte noch einmal von vorne an.“
Das Eis schien gebrochen, die Sache gelaufen zu sein.
Der Name wurde nicht eingetragen und eine weitere mündliche Verhandlung anberaumt.
Es ging um den Bindestrich zwischen Kurfürstlich und Brandenburgischer; wenn dieser noch eingefügt werde, sieht das Gericht die Chance dem Antrag auf Eintragung stattzugeben.
Robert versicherte dem hohen Gericht, dass er sich für den Bindestrich persönlich einsetzen werde und verließ genervt den Sitzungssaal.
Und so wurde am 16. Juni 1975 in das Vereinsregister beim Amtsgericht Charlottenburg eingetragen:

“Kurfürstlich – Brandenburgischer Yacht Club 1975 e.V.“

Ich wünsche allen, die unter dem Stander des Kurfürstlich – Brandenburgischen Yacht Club segeln und die sich mit ihm verbunden fühlen, Gesundheit und allzeit glückliche Fahrt.